Dieser stolze Kerl kam am 05.07.2008 zu uns.
Ja, sicher seid ihr alle neugierig, wie wir so schnell und überraschend einen weiteren, zweiten Hausgenossen zu Paula dazu bekommen haben, unseren Lester oder auch Lord Lester genannt.
Also, zu der Zeit engagierte ich, Bärbel, mich noch bei BSIN e.V. und betreute dort die fest vermittelten Hunde mit. Außerdem machte ich, wenn Zeit vorhanden war, auch bei den Fahrketten mit, wodurch die Hunde über einzelne Stationen zu ihren neuen Familien oder auch zu Zwischenunterkünften gebracht werden.
Just in der Woche, in der ich am Wochenende einen Hunde fahren würde, kam eine Notfallmeldung beim Verein rein > 2-jähriger Berner beißt Kind und muss sofort aus der Familie weg oder der Besitzer wird das Tier anders “entsorgen” <. (grrrrrrrrrrrrr)
Nach Gesprächen mit unserer Notfallannahme war die Familie bereit, sich noch einmal Rat bei einem erfahrenen Trainer zu holen. Aber auch dieser riet schnellstens zur Abgabe, da er in dieser Familie keine Chance für den Hund sah. Tja und so kam es, dass ich einen Hund zum Übergabepunkt fuhr und dort eben obigen Lester zum Weitertransport übernahm. Eigentlich sollte er nur eine Nacht bei "bed and breakfast" bei uns bleiben und dann weiter zu unserer kleinen Notaufnahme in einem Tierheim gebracht werden. Aber naja, nach den ersten paar Stunden hatte mein Uwe und auch ich schon unser Herz an diesen “Kerl” verloren. So blieb er erst als Pflegehund bei uns und nach dem er sich auch mit Hetta (Münsterländer), dem Hund meiner Schwiegereltern, die zu der Zeit im Urlaub verweilten, vertrug, durfte er endgültig bei uns bleiben. Welch FREUDE!
Und nun etwas über Lester.
Er ist sicherlich nicht einfach, aber sicher auch dadurch, weil Menschen ihn und seine Anforderungen missachtet haben, ihn eingesperrt haben, ihn höchstwahrscheinlich auch körperlich bestraft haben.
Als er zu uns kam, schien es, als wäre die Welt um ihn herum sehr fremd und sie müsse erst kennen gelernt werden. Alles das eigentlich, was schon im Welpenalter passiert und nicht erst mit fast 2 Jahren. Auf alles was sich bewegte wurde sich heftig gestürzt. Das ganze dann an der Leine hat uns doch schon das eine und andere mal von den Beinen geholt. Andere Tiere, wie Pferde, Kühe, Vögel wurden angebellt und wenn die Möglichkeit da gewesen wäre auch angegangen. Unser kleiner, großer, gute 50kg wiegende Bär stand am Geschirr gehalten auf 2 Beinen, um ihnen zu zeigen wie groß er ist und du standest mit Mühen dahinter um ihn zu halten :). Selbst die dumme Kunststoffgans im Türeingang wurde angemacht.
Erstaunlich war für uns und sicherlich war es ein Zeichen seiner Freude über sein “neues” Zuhause mit Paula und unserer Zuneigung, dass wir ihn schon am ersten Abend anfassen und kraulen durften. Besonders, da er von seinen Vorbesitzer als “griffig” bezeichnet wurde. Sicher, alle Anderen wurden verbellt, Männer ganz besonders, unser Sohn brauchte 3 Wochen bis die beiden ein Team wurden, bei Frauen, wir haben es an unseren Töchtern gesehen, ging es viel schneller.
Nun haben wir ihn schon ein paar Monate (es ist Nov. 08) und er hat sich super entwickelt. Wir können an der Pferdeweide vorbei gehen, was in den ersten 4 Wochen nicht denkbar war und es bricht kein Kampf mehr an der Leine los. Auch nicht jeder Vogel oder wegwehende Blätter bringen ihn aus der Bahn. Er gehorcht beim Freilauf, auch das Gehen an der Leine ist schon nicht schlecht. Es geht voran. Super! Gut, ein kleines Problemchen haben wir noch. Er ist sehr stürmisch gegenüber anderen Hunden. Wenn er welche erblickt, dann möchte er dorthin und zeigt das schon mit einem kräftigen, lautstarken Tanz an der Leine. Dabei ist er nicht bösartig, denn wenn wir, am besten abgeleint, die Hunde zusammen führen (vorausgesetzt, der andere Hundebesitzer “traut” sich), gab es bis jetzt nur ein kurzes klärendes Hundegespräch und die Sache war erledigt. Aber, es kann ja nicht immer zum Kontakt kommen und daher muss er lernen, andere Hunde teilweise zu ignorieren. Für diesen Ausbildungspunkt werden wir uns ggf. auch noch professionelle Hilfe holen, welche über die normale Hundeschule, die wir auch besuchen, hinweg geht. Sollte jemand von Ihnen Erfahrung mit solch einem Verhalten und ggf. deren Korrektur haben, wären wir für Tips sehr offen (Mail siehe Kontakt).
Aber eins ist gewiss, wir haben uns gesucht und gefunden. Besonders Herrchen wird nicht mehr allein gelassen, wo er geht, steht oder liegt, sein Schatten Lester ist immer dabei. Wir haben ihn, unser großes Kuschelmonster auch richtig lieb. So freuen wir uns über unsere beiden Berner sehr.
Mai 2010
Die Zeit läuft oft schneller als man möchte. Es ist schon einige Zeit verstrichen seit dem letzten Bericht über Lester. Er hat sich prima entwickelt und seine heftige Aktionsweise gegenüber nicht Alltäglichem oder Fremdes, hat sich auf ein gut kontrollierbares Verhalten gewandelt. Sicher, die Begegnung mit anderen Hunden hat immer noch einen unterhaltsamen, kräftigen, von Vorsicht geprägten Rahmen. Wobei Hündinnen bei einem abgeleinten Treffen fast kein Problem mehr sind, nur bei den Geschlechtskollegen, wo man sowie so den Eindruck hat “es gibt nur Rüden” unterwegs, sehen wir, auch auf Wunsch unserer gegenüber, von einer direkten Kontaktaufnahme auch leinenlos ab. Nun heißt das aber nicht, das er mit gar keinen Rüden auskommt. Wir haben einige mit denen es klappt und seltsamer Weise fast mit allen Bernerrüden.
Zugegeben, wir hatten gedacht, dass sich seine in der Welpen- und Junghundzeit verpasste Sozialisierung und die Verhaltenstörungen, sicher auch durch die mehrfachen Halterwechsel, schneller aufarbeiten lassen. Aber man sieht, gut Ding braucht Weile und der erreichte Erfolg bringt sehr viel Freude und Vertauen beiderseits.
Gesundheitlich hatte unser Lester etwas Pech, denn er musste am 1. April 2010 eine Kreuzband-OP am linken Hinterbein über sich ergehen lassen. Diese haben wir im Tiergesundheitszentrum Grußendorf (http://www.tiergesundheitszentrum.com) nach der TPLO-Methode durchführen lassen. Auch auf Grund seiner doch sehr kraftvollen lebhaften Art, ist er auf Wunsch des Arztes 5 Tage in der Klink geblieben, um ihn etwas besser ruhig stellen zu können. So hat er die Tage reizarm (Einzelzimmer) verbracht und wurde, da er ja ein “kleiner” Matcho ist, hauptsächlich von dem weiblichen Personal betreut, was super geklappt hat. Es waren für uns sehr lange Tage bis zur Abholung und die Freude war auf beiden Seiten riesig als wir uns wieder knuddeln konnten. Die OP und der Verlauf bis dahin waren gut gelaufen. Ein kleiner Wermutstropfen war nur, das man erst bei der Abholung einen wunden Hals festgestellt hat, der durch das Nässen (Speichel, Trinken) im Trichter entstanden ist. Daher musste er dann noch dort komplett rasiert werden und eine zusätzlich medikamentöse Behandlung bekommen. Dann aber ab nach Hause mit der Auflage, 6 Wochen ruhige Bewegung, das heißt immer an der Leine (auch auf dem Grundstück). Danach zur ersten Röntgenuntersuchung zurück in die Klink. Es war nicht leicht den Burschen ruhig zu halten. Am Anfang war es hauptsächlich der wunde, schmerzende oder juckende Hals, der ihn dann plötzlich aus der Liegeposition hochspringen lies und schon war es mit einem vorsichtigen Aufstehen bzw. Belasten vorbei. Nach 3 Wochen war dieser aber mit Hilfe von Kernseife-Waschungen gut wieder verheilt. Und das Bein, fast vergessen, scheint gut zu heilen denn er belastet es schon wieder. Oh nein, er ist einfach schon wieder viel zu flott unterwegs und wir in Sorge, hoffentlich bring die erste Nachkontrolle nicht dann die Quittung für diese Power (trotz Leine). Am 14.05 war es dann so weit, Nachkontrolle. Lester wiederum in seinem Element, der ganze Hof und Wartezimmer voller “Gegner”. Unter den etwas erstaunten, bedenklichen Blicken des Arztes, fest am Geschirr auf zwei Beinen (einschließlich dem OP-Bein) ab durchs Wartezimmer zum Röntgen. Zitter, Zitter bei uns, was bringen die Aufnahmen und die Untersuchung an den Tag. Dann aber Erleichterung, der Arzt ist mit dem Fortschritt der Heilung sehr zufrieden, obwohl er anmerkte, dass Lester eine beeindruckte, eigenwillige Art hätte sich etwas zu schonen. Eine weitere Untersuchung sei nicht notwendig, nur noch weitere 3-4 Wochen weitere Zurückhaltung :-) in der Belastung und dann langsam zum Normalen zurück kehren.
In der Zwischenzeit hatten wir auch eine Untersuchung bei einem Physiotherapeuten gemacht. Dieser war sehr zufrieden mit den Zustand von Lester, kaum Muskelabbau vorhanden und in den Bewegungen schon recht gut. Er hat uns nur ein paar Tips mitgegeben und weitere Behandlungen seien bei der jetzigen Entwicklung nicht nötig. So, dann wollen wir mal sehen wie es mit uns allen weiter geht.
Bis dann.
Und da wäre noch Lesters Fotobuch >>hier<<